Samstag, 29. August 2009

El computador se volvió

Schade, schade. Die Langfinger sind auch innerhalb der Mauern der Fundacion keine Ausnahme. Letzte Woche verschwand aus dem Buero der Educatores etwas Geld, gestohlen aus dem Portemonnaie und aus der Krankenstation verschwanden 10 Dollar
So ist gestern Morgen auf einmal der Laptop der Fundacion als Vermisst gemeldet worden. Ein Verlust, der bei uns wohl mit dem Diebstahl des Autos gleichgestellt werden kann... soweit sich das ueberhaupt vergleichen laesst!!!
Jedenfalls wurden sofort alle Jugendlichen zusammengetrommelt und die Polizei gerufen. Der Polizist machte seine Sache richtig gut und gab zu bedenken, dass dies hier ein Ort ist, um den Jugendlichen zu helfen... Dies sei kein Ort, um zu stehlen,...
Naja, es nuetzte natuerlich nichts und wir begannen die ganze Fundacion bis auf den letzten Flecken zu durchsuchen. Denn eigentlich hatte niemand das Gebaeude verlassen seit dem Morgen.
Naja, um 17 Uhr, nach 4 Stunden Einzelverhoer, wurden dann wieder alle auf dem Hof versammelt. Die Einzelbefragungen ergaben nicht viel. Zwei Verdaechtige, schon vorher bekannte Langfinger, wurden mehrfach genannt. Die zwei Maedchen wurden auch dabei ertappt, wie sie am Morgen die Fundacion kurz verlassen hatten, um auf der Strasse rumzulungern...
Um 19 Uhr sassen wir immer noch alle in der Funacion fest, auch die beste Partie UNO konnte nun die Langeweile und die Ungeduld nicht mehr tilgen. Die beiden Maedchen waren eigentlich den ganzen Nachmittag befragt worden und wurden schliesslich noch eine Stunde von der Polizei in die Mangel genommen. Sie sagten immer, dass sie mit dem Raub des PC nichts zu tun haetten.
Die Jugendlichen wurden schliesslich heimgeschickt und die Polizei verliess das Gebaeude. Der Tag endete also, ohne den PC wiedergefunden zu haben. Wir Betreuer sassen noch etwas ratlos zusammen, ich wie immer noch etwas ratloser, da ich sowieso nie ganz alles verstehe, was ablaeuft...
Ich hatte gestern also viel Zeit um mir vorzustellen, was wohl in einem Kind von 14 Jahren vorgehen muss, wenn es verdaechtigt wird, einen PC gestohlen zu haben und dann erst noch von Menschen, die ihm selber unterstuetzend zur Seite stehen. Das eine Maedchen wuchs mit einem gewalttaetigen Vater auf, der sie mit Schlaegen erzog. Wie kann sie also wissen, welche Werte richtig sind und welche falsch. Das andere Maedchen ist scheinbar meistens auf sich alleine gestellt und stammt natuerlich auch aus einer total zerruetteter Familie. Dies sind Umstaende, fuer die meine Dimension des Denkens einfach nicht ausreicht...
Ich hoffe fest, dass diese beiden Maedchen wirklich unschuldig sind. Es ist nicht ganz einfach, mit ihnen zusammenzuarbeiten und immer diesen boesen Verdacht im Hinterkopf zu haben. Denn gerade diese beiden sind absolute HipHop Liebhaberinnen und wollen am liebsten gar nicht damit aufhoeren...

Samstag, 22. August 2009

La vida en Sol de Primavera



Die erste Woche in der Fundacion ist fuer mich mehr oder weniger schnell vergangen. Ab Dienstag besuchte ich morgens den Spanischunterricht, um meine doch eher rudimentaer vorhandenen Sprachkenntnisse zu verbessern. Mein Lehrerin Sahira versucht ihr bestes, mich mit den Spanischen Verben und Zeiten bekannt zu machen. Dank ihren Erklaerungsversuchen muessen wir nicht jedes Mal den Dictionario hervornehmen, aber manchmal enden halt auch die ausgefallensten Erklaerungen im Nachschlagen des Wortes.

So langsam finde ich mich in Quito etwas zurecht. Sehr wohl fuehle ich mich in unserer kleinen Wohnung. Zwar macht sie von aussen nicht unbedingt den Anschein, sauber und gemuetlich zu sein. Aber die Aussicht ist schoen, obwohl der Aussichtspunkt gleichzeitig auch das Hunde-WC ist. Mit den drei Hunden konnte ich schon erste Fuetterungsversuche durchfuehren und siehe da, alles ging sehr friedlich zu und her…Uebrigens kann man an ganz schoenen Tagen sogar den Cotopaxi von unserer Terrasse aus sehen. Siehe Beweisfoto!

Schritt fuer Schritt lerne ich die Arbeit der Fundacion kennen. Nicht nur die Jugendlichen finden hier eine Ausbildung in den verschiedenen Ateliers, auch die Menschen in den Quartieren rund um die Fundacion erhalten Unterstuetzung. So arbeiten neben den Ausbildern und Lehrern auch drei Sozialarbeiterinnen und ein Psychologe in der Fundacion. Die Sozialarbeiterinnen sind vor allem auf der Strasse unterwegs, jede in ihrem zugeteilten Quartier. Dort arbeiten sie mit kleinen Kindern, spielen mit ihnen, bringen ihnen zum Beispiel das Zaehlen oder die Farben bei. Diese Kinder haben zwar Eltern, sind aber tagsueber total auf sich selber gestellt. Die Groesseren schauen zu ihren kleinen Geschwistern. So kann es gut sein, das eine 9 Jaehrige ein Baby auf dem Ruecken traegt und noch zu seinen beiden kleinen Schwestern schauen muss. Ausserdem versuchen die Sozialarbeiterinnen Jugendliche aus den Quartieren fuer die Fundacion zu gewinnen. Sie haengen Plakate auf und sprechen mit den Eltern.

Ich konnte diese Woche zwei Sozialarbeiterinnen waehrend ihrer Arbeit in den Quartieren begleiten. Nur ca. 10 Minuten oberhalb unserer Wohnung trafen wir auf eine Gruppe von Kindern, die aus sehr armen Verhaeltnissen stammen. So waren sie schmutzig und trugen kaputte Kleider. Wir spielten mit ihnen und schon bald war die Barriere gebrochen. Sie schauten mich mit ihren grossen schwarzen Augen an und fragten mich allerlei. Am naechsten Nachmittag fuhren wir in ein anders Quartier, wo uns schon wieder eine Horde von Kindern erwartete. Diese Kinder waren etwas groesser und konnten sich schon etwas laenger mit dem Spiel oder dem Malen eines Bildes verweilen. Mit einer Gruppe von Jungs spielte ich UNO, ein Spiel, das hier sehr beliebt ist. Die Sozialarbeiterinnen erzaehlten mir etwas ueber das Leben in diesen Barrios = Quartieren. Eines ist klar, es sind sehr gefaehrliche Orte. Die Kinder wachsen in einer Umgebung auf, wo Drogenhandel, Agressivitaet und Ueberfaelle keine Seltenheit sind.
Wie wichtig ist die Arbeit der Fundacion gerade an solchen Orten!

Mittwoch, 19. August 2009

Los primeros dias

Am Donnerstag, 13.08.09 früh am Morgen begann das Abenteuer. Nach einer kurzen Nacht und einer sehr schmerzhaften Verabschiedung am Flughafen, startete ich mit IBERIA in ein neunmonatiges Überraschungsprogramm. Der Flug nach Madrid und dann vor allem der Weiterflug von Madrid nach Quito waren sehr angenehm und kurzweilig. Schon früh machte ich Bekanntschaft mit meinem Nachbarn Fernando, einem Ecuadorianer,>der seine Familie in Quito besuchen wollte. Zuerst recht stockend, später doch schon recht selbstbewusst kamen mir die Spanischen Saetze über die Lippen. Jedenfalls war ich so im Spanischen Wortschatz eingetaucht, dass ich bei meiner Ankunft in Quito kaum ein Franzoesischen Satz herausbekam. Mein Empfangskomitee waren zwei franzoesischsprechende „Sylvies“, welche beide für Sol de Primavera arbeiten. Die eine ist nun mein neues WG-Gspaendli. Sie ist sehr hilfsbereit und erklärte mir allerlei. Aber natuerlich tous en francais!!! Ich kann wirklich sagen, bis jetzt habe ich mehr Franzoesisch gesprochen, als Spanisch. Aber das wird sich schon noch aendern.
Am Freitag besuchte ich das erste Mal die Fundacion Sol de Primavera. Im Moment sind Ferien und die meisten Betreuer, inklusive der Chefin, sind in den Ferien. Es herrscht auch nicht der normale Betrieb. Die Ateliers sind geschlossen und die meisten Jugendlichen bleiben der Fundacion fern. Also wird mit denjenigen, die kommen ein Alternativprogramm aufgestellt. Am Freitag war ein Besuch in einem Park angesagt. Nach dem Aufstieg in den Park, merkte ich spaetestens, dass ich auf fast 3000 Hoehenmeter gelandet bin. Nichts desto trotz wurde ich Mitglied des einen Fussballteams. Aber schon nach dem ersten Spiel, welches etwa 30 Minuten dauerte, blieb mir die Puste weg!!! Ich musste aussetzen. Die Jugendlichen sind sehr fit und trugen noch etwa 3 bis 4 Spiele aus. Nach einer Partie Basketball und einem abschliessenden Volleymatch, verliessen wir den Park und kehrten mit dem oeffentlichen Bus retour zur Fundacion.
Das erste Wochenende galt dem Kennenlernen der Stadt. Nur schon das Busfahren ist ein Abenteuer. Froh, mit Sylvie eine Reiseleiterin bei mir zu haben, erreichte ich die Innenstadt von Quito, welche touristisch, hektisch und vor allem voller Menschen ist.
Wenn du an der Bushaltestelle stehst und den richtigen Bus ausgemacht hast, meistens kannst du eines der vielen Schilder unten rechts an der Vorderscheibe erkennen, dann streckst du einfach mal die Hand aus. Der Bus haelt an, du quetschst dich hinein und los geht’s. In der Stadt kostet eine Busfahrt 25 Centavos, was gleichviel wie 25 Rappen sind. Egal, ob du eine Station oder ob du durch die halbe Stadt faehrst. Beim Aussteigen drückst du einfach das Geldstueck in die Hand des Co-Piloten. Dieser faehrt immer mit und ruft bei jeder Haltestelle die verschiedenen Richtungen des Buses aus. Naja, ich beschraenke mich auf das Lesen der Schilder. Die Busse sind ueberfuellt, entsprechen nicht den neusten Modellen und ruckeln auf den Strassen von Quito ganz schoen umher.
Fuer mich ist das Leben hier in Quito eine echte Herausforderung. Unsere kleine Wohnung liegt etwa 5 Minuten oberhalb der Fundacion und wird gut bewacht von drei Hunden. Diese sind nicht wirklich freundlich und ich bin dann gespannt, wie sie mich begruessen, wenn ich mal spaeter Abends nach Hause kommen werde. Zu meiner Sicherheit trage ich immer etwas Brot mit mir, damit die Hunde etwas anderes als mein Hosenbein zwischen die Zaehne bekämen…An die kalte Dusche und die sonstigen Umstellungen kann ich mich gut gewoehnen. Schwerer ist es fuer mich, Abends nicht einfach das Haus verlassen zu koennen. Naechtliche Spaziergaenge sind hier nicht zu empfehlen, obwohl es mir tagsueber gar nicht gefaehrlich vorkommt. Zugegeben, ich bin Abends immer recht muede und froh, wenn ich in Ruhe meine kleine Wohnung geniessen kann und mal nicht ueberlegen muss, wie dieses oder jenes Wort nun auf Spanisch oder Franzoesisch ausgesprochen wird.
Ansonsten ist laeuft alles recht gemuetlich ab hier. Da noch Ferien sind, herrscht in der Fundacion ebenfalls Ferienbetrieb. Von den sonst 80 Jugendlichen sind nur etwa 20 anwesend. Von diesem etwas samfterem Einstieg profitiere ich nun und besuche immer morgens die Sprachschule. Denn noetig habe ich es allemal. Obwohl ich viel verstehe, kann ich bei einigen Gespraechen kaum folgen und kann den Inhalt nur erraten. Ich hoffe jedoch, dass in zwei Wochen etwas mehr Betrieb herrscht und dass mir jemand sagt, was ich zu tun habe.
Neben dem Spanisch lerne ich hier auch, mich in Geduld zu ueben. Denn wirklich gebraucht fuehle ich mich bis anhin noch nicht. Zum Glueck machen es mir die Jugendlichen und auch die anderen Betreuer sehr einfach, mich in der Fundacion wohl zu fuehlen. Es heisst jetzt einfach noch ein bisschen durchzuhalten und abzuwarten. Ganz nach dem Motto: Vamos a ver!!