So kamen wir in Sucre an und genossen das Herumschlendern in den schoenen Gassen. Unsere Mission war klar, wir wollten eine Ausflug in die Doerfli der Jalq´a people machen. Da wir in unserer "Bibel", dem Lonley Planet schon einiges darueber gelesen hatten, wussten wir dieses Mal recht genau, was wir wollten: Ein Transportmittel in die Gegend, einen Guide und eine Ahnung, wo wir da schlafen und essen konnten. Ganz einfach oder!!! Weit gefehlt. Wir klapperten etwa 5 Touragencies ab und bekamen bemerkenswert vielfaelltige Auskuenfte. Eine Frau sagte uns, es gaebe kein oeffentliches Verkehrsmittel. Ein Mann sagte uns, wir koennten unmoeglich alleine gehen. Der Hammer war aber die Ausskunft des zugegeben gutaussehenden Typen von Bolivia Specialist. Er knallte uns einen Prospekt hin und wittmete sich dann lieber dem Facebook-Chat... Grrrrrr....
Rege und ich waren leicht entnervt und beschlossen, den Trip ohne Guide und schon gar ohne Agentur zu machen. So machten wir uns am Mittwochmorgen nach dem Fruehstueck auf. Wir wollten ein Taxi finden, welches uns in die 1,5 Stunden entfernte Gegend brachte. Nach eisigem Verhandeln hatten wir uns auf einen annehmbaren Preis geeinigt und der Taxichaffeur wollte noch seine Reifen pumpen. Da erfuhr er, dass die Strasse im Moment gesperrt sei und wir erst am Nachmittag durchfahren koennten. Bahhhhh, wir brachen die Aktion ab und genossen den Nachmittag im schoenen Cafe Mirador, den Ueberblick ueber die ganze Stadt und ein einigermassen feines Cafe vor der Nase!!!
Ok, unser Vorhaben verschoben wir halt auf den naechsten Tag... Noch immer waren wir ueberzeugt, es alleine durchziehen zu koennen. Wir schlenderten durch die Stadt und ganz zufaellig am Internetcafe vorbei. Warum nicht schnell die Mails checken... Draussen stand eine nette Bolivianerin und wollte uns fuer eine Tour am Weekend ueberreden. Ich dachte, die gehoere zum Internetcafe und klagte ihr grad unser Leid von der missglueckten Tour am heutigen Tag. "Tenemos un tour aqui... voy a llamar un guia..." Was!!!! 30 Minuten spaeter war die 3 Tagestour mitsamt "Pablito", dem Guia, gebucht fuer umgerechnet etwa 90 CHF...
Am Donnerstag gings nun also los. Pablo holte uns vom Hostel ab und wir fuhren zum "Busterminal"... Naja... Es fuhr kein Bus dorthin, sondern nur ein Camion, von mir als "Viehtransporter" bezeichnet. (Wobei in der Schweiz bestimmt irgend eine Beschraenkung besteht, wie viele Tieren im Lastwagen transportiert werden duerfen. Hier wurde der Camion einfach mit Menschen vollgepackt... )
Los gings... Nach gut einer halben Stunde standen wir dann an der Baustelle, die uns schon gestern gehindert hatte. Es hiess nun 1,5 Stunden warten, bis wir weiterfahren durften. Der Aufenthalt gestaltete sich als recht amuesant... gabs doch viel zu sehen. Neben der Strasse wurde grad eine Kuh geschlachtet und allerlei Food-Verkauefer gaben ihre Ware preis... Ausserdem standen insgesamt etwa 20 Busse und Camions herum... Wie zu sehen ist, dem Tiertransport a la "WWF Norm" wird hier nicht so viel Beachtung geschenkt!
Nach 1,5 Stunden gabs ploetzlich eine Hektik... Der Mittagessenbus fuer die Arbeiter der Baustelle kam angefahren, was bedeutete, dass wir weiterfahren konnte. Das Rennen begann.. Die Camions fuhren wie die Wilden, ueberholten, hubten und rasten... Das ganze war eine recht staubige Angelegenheit. Ich kann sagen, so dreckig, wie nach 10 Minuten dieser Fahrt war ich in meiner ganzen Reise noch nie!!!!!!!!!!!
Irgendwo "in the middle of nowhere" liess uns der Camion aussteigen. Die Einheimischen winkten uns nach und der Camion verschwand hinter einer Staubwolke... Tja, da waren wir nun. Zum Glueck war Pablo, der Guide, dabei. So wussten wir, dass wir bestimmt nicht verloren gehen konnten.
Wir wanderten los, staunend ueber die tolle Landschaft, einmal mehr... Bald schon erreichten wir die Hoehlenmalereien und kletterten auf den Felsformationen herum. Dazwischen gabs ein Sandwich von Pablo und weiter gings.
Wir wanderten in beachtlichem Tempo den Berg runter und waren recht froh, als die Kletterpartie endlich ein Ende hatte. Nun gehts noch 2 Stunden, verkuendete Pablo froehlich. Phu, wir schafften es in 1,5 Stunden, Tempo beachtlich, Pause...KEINE!!!
Unsere erste Nacht sollten wir bei "Abuelita Augustina" verbringen, einer 94 jaehrigen Power-Abuela (Oma). Wir kamen recht geschlagen von der 5 Stunden Wanderung im Hoechsttempo bei der Abuela an. Bei der echt Hammer-fitten Grossmutter wohnen 50 Mehrschweinchen, Hasen, Enten, Katzen, Hunde und was weiss ich noch alles... ZUM GLUECK konnte die Oma uns keine Schlafplatz auf ihrem Boden anbieten (Warum... bleibt uns ein Raetsel) Waren wir froh, als die "Enfermera" (Krankenschwester) noch eine Matraze in einem sauberern Zimmer anzubieten hatte. So teilten Rege und ich uns eine Matraze und schliefen tief und fest!!!
Heute stand uns eine lange Wanderung bevor, 26 Kilometer ueber Huegel eins, zwei und drei... Leider gabs kein Fruehstueck. Die Abuelita sollte uns eigentlich etwas kochen, hatte aber eine schlechte Nacht und mochte nicht mehr Zmorge machen. So gings los, mit einem Stueck vertrocknetem Weissbrot und einer halb verfaulten Banane im Bauch. Der erste Aufstieg nach Maragua sollte 4 bis 4,5 Stunden dauern. Rege und ich schlugen die Rekordzeit unseres Guides und schafften den ersten Abschnitt (BERGAUF) in knapp 3 Stunden. Wohlbemerkt... OHNE FRUEHSTUECK...
In Marague schauten wir beim Turnunterricht zu und besuchten danach eine Familie... in der Hoffnung auf etwas zu Essen. Bei der Familie verschenkten wir Haarbaendeli, Spielzeugautos und Luftballone. Ich habe wohl seit Madagaskar kein Kind mehr gesehen, dass sich so ueber einen Luftballon freut... Nach einer Stunde kam unser Guide wieder, er haette nun jemand gefunden, der fuer uns Zmittag kochen wuerde. Gestaerkt mit 2 Kartoffelchen gings weiter BERGAUF. Oben angekommen stellte sich heraus, dass die Familie doch keine Zeit zum Kochen haette. Rege und ich, nun schon mittelmaessig genervt und echt hungrig, setzten uns in den Schatten eines Baumes und kauten Coca-Blaetter, wie das hier alle so machen...
Juhu... Pablo fand eine Familie, die fuer Geld natuerlich, fuer uns kochen wollten. Nach einer weiteren Stunde, sie mussten ja zuerst Feuer machen und die Sachen fuer die Suppe uerberall herbeiholen, gabs die wohl feinste Suppe eh und je!!! Der Papa setzte sich zu uns und unterhielt sich mit uns. Die Familien in der Umgebung sprechen kaum Spanisch, nur Quechua und so half es viel, dass Pablo Quechua sprach und so die "Barriere" etwas aus dem Weg raeumen konnte.
Nach der Suppe und wohl etwas mehr als Stunden gings weiter. Wir hatten noch gut 15 Kilometer vor uns und es war doch schon halb 2! Die Landschaft war gigangtisch!!!
Nach dem Besuch von Dinosaurier-Foodprints kam der harteste Teil der Strecke. Es ging immer noch BERGAUF und so langsam zehrte das an den Kraeften. Ausserdem sah es so langsam aber sicher nach ernsthaften Gewittern aus!!! Ich muss zugeben, ich habe mir die Wolken herbeigewuenscht. Es war so dermassen heiss, dass eine Wolke vor der Sonne schon grosse Abkuehlung brachte. ABER, von Regen oder gar Gewitter war keine Rede gewesen. So erhoehte Pablo das Tempo nochmals. Kurz vor "Jogging-Geschwindigkeit" liefen wir weiter. Von ueberall her kamen Bauern und fragten nach Coca-Blaetter oder sonstigen Geschenken. Pablo verteilte fleissig Coca-Blaetter und wir Kugelschreiber und Ballone fuer die Kinder. (So langsam fuehlten wir uns wie "Mutter Theresa", schon in Sucre begonnen wir Brot fuer die Bettler zu kaufen und Muenz in die vielen ausgestreckten Bettlerhaende zu legen)
Nach 3 Stunden (mit einer klitzekleinen Pause) trabten wir im Dorf Potolo ein. Versprochen war uns ein Bett und ein Znacht im Dorfrestaurant. WOW... wir konnten es kaum fassen. Die Cabanas in Potolo waren voll luxurioes eingerichtet. Wir hatten kaum jemals in so einem schoenen Zimmer geschlafen.
Muede verkrochen wir uns frueh in unsere tollen Betten und schliefen wie Engelchen. Am naechsten Morgen schauten wir noch bei einer Frau vorbei, die Tejdos herstellte. (Webwaren) Es war eindruecklich zu sehen, wie kunstvoll sie ihr Handwerk ausfuehrte. LEIDER fand sich wieder niemand, der fuer uns Fruehstueck machen wollte. Es blieb uns nichts anderes uebrig, als ein paar komische Cracker und Schoggokekse zu essen. Danach gingen wir mit dem Bus (zum Glueck ein Bus und nicht wieder eine Staubfahrt mit dem "Viehtransporter) zurueck nach Sucre. Fuer die 70 Kilometer lange fahrt brauchten wir 4 Stunden!!! Natuerlich hatten wir wieder den Stop bei der Baustelle. Zum Glueck, dort konnten wir unsere hungrigen Baeuche mit einem Maiskoelbli beruhigen... Unser "Superman-Bus" brachte uns sicher, holprig und langsam nach Sucre zurueck...
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